Willi Buesing - Utopische Malerei - Malerei des Utopischen

Utopisch-realistisch - Utopien einer unangepassten Malerei

Kategorisierung von Kunststilen in naturalistisch, realistisch, impressionistisch, fauvistisch, dadaistisch, surrealistisch, magisch-realistisch, figurativ, gegenständlich, symbolistisch, expressionistisch, kubistisch, tachistisch, informell, abstrakt, modern bis zeitgenössisch wurden und werden in der Regel nicht von Künstler*innen selbst formuliert. Diese wehren sich dann auch häufig gegen derartige Zuschreibungen. Ich auch. Zur Einordnung und Bestimmung meiner eigenen Malerei dienen mir derartige Kategorien allenfalls als grobe Umschreibung oder Annäherung an dem, was meine Malerei ausmacht.

 

In diesem Sinne weisen einige meiner Arbeiten  eine gewisse Nähe zur expressiv- oder vielmehr magisch- realistischen Malerei auf. In der Landschaftsmalerei ist es der Impressionismus. Einige meiner Bilder sind von einer symbolistischen oder  magisch-realistischen Bildsprache beeinflusst. Hinsichtlich inhaltlicher Aspekte meiner Bilder  greifen Definitionen wie Expressiver Realismus, Impressionismus, Symbolismus und magischer Realismus jedoch zu kurz. Daher spreche ich in Bezug auf das, was meine Werke im Wesentlichen beinhaltet, von utopischer Malerei.

 

Utopisch bedeutet nicht weniger auch realistisch. Denn ich verbinde beides miteinander zu einer Einheit. So wirklich ich selbst bin, sind meine Gedanken und Gefühle  real und utopisch zugleich. Meine Malerei ist ein Ausdruck dieser utopischen Realität, die eine Realität verneint, in der die Utopie des Lebens keinen Platz hat. 

 

Das Utopische meiner Malerei bezieht sich also nicht etwa auf das "Unmögliche" meiner Motive oder gar der Malerei selbst, als vielmehr auf meine Interpretation der Wirklichkeit, die sich einer Reglementierung  unumstößlicher Wahrheiten entzieht.  Ich behalte mir vor, einen eigenen Blick auf Geschichte, Mythologie und Gegenwart zu werfen, alles selbst zu interpretieren und auf die Leinwand zu bannen. So wie ich es verstehe. Da gibt es nichts richtiges und falsches. Es ist mein eigener Blick auf die Welt, wie ich sie sehe, erlebe und verstehe. 

 

Meine Kunst ist weder wahr noch unwahr. Sie ist utopisch, weil sie sich den Wahrheiten von "Wissenden" verweigert, die Wissen mit Meinung und Glauben verwechseln. 

 

Ich will mit meiner Kunst Fragen stellen und nach Antworten suchen. Dabei nehme ich mir das Recht heraus, Vermutungen anzustellen, die sich als fehlerhaft herausstellen können. Denn nur so, kann ich den Weg beschreiten, der mein Ziel ist.

Harlekin mit Drachen
"Harlekin", Acryl auf Leinwand, 60 cm x 80 cm, 2017
Beim "Offene Ateliers Neukoelln 2021" im Atelier Corazon Verde, September 2021
Willi Buesing vor seinen Werken "Zeit des Hirschkaefers" sowie "Die Schenkende"

Geschichte, Mythologien, Gegenwart und Erinnerung

Meine Bildmotive fußen zumeist auf Geschichte(n), Mythologien, individuellen Erinnerungen und Eindrücken in der Gegenwart. Sie bilden den Grundstock meiner Gedanken und Gefühle, mein „Arbeitsmaterial“.

 

Mythologien, Religionen und Geschichte sind eng miteinander verbunden und oftmals schwer voneinander zu trennen. Zugleich ist das, was und wie ich denke und fühle das Produkt dieser Gemengelage. Darum will ich wissen, ob und was mythische Gestalten wie Adam und Eva, Ask und Embla, Kain und Abel, Odysseus, Odin, Loki und Thor mit mir zu tun haben.

 

So frage ich u.a. danach, warum im deutschsprachigen Raum Gestalten der orientalischen und der römisch-griechischen Mythologie „heimischer“ als die der nordischen, slawischen, keltischen oder germanischen Mythologie geworden sind? Warum wird das eine als Mythologie und das andere als eine Religion angesehen? 

 

Über all das, sowie über viele andere Mythologien, Religionen und Geschichte(n) der Welt, will ich mir Klarheit verschaffen. Fragen und Antworten dazu fließen in einigen meiner Bilder ein. Das Material für meine Malerei erscheint mir dabei unerschöpflich. 

 

Nicht zuletzt geht es mir aber auch um das Triviale und Profane des Alltäglichen, das den Großteil unseres Lebens bestimmt und dadurch natürlich auch etwas Besonderes darstellt.

 

Bei all dem will ich nicht vergessen: Utopische Malerei ist ein Versprechen, das es einzulösen gilt.

 


Expressiv realistisches Selbstportrait nach einem Foto aus meiner Kindheit. Das Foto zeigt mich, anders als in dem hier von mir gemalten Bild, auf einem Teppich vor einem Radio und darüber befindlichen Fernseher im elterlichen Wohnzimmer sitzend.
Der kleine Harlekin, Acryl auf Leinwand, 80 cm x 100 cm, 2014

Der Einzug der Harlekine

 

Der "große" Harlekin führt einen Drachen an. Derweil sitzt der kleine Harlekin wie verlassen im freien Feld.

 

Der Harlekin ist eine vielschichtige Bühnenfigur mit dämonischen Zügen. Die Legende der "wilden Jagd" der "Herlekin-Leute" stammt aus dem 11. Jahrhundert und bezieht sich auf Odins Herr. Die "wilde Jagd" findet alljährlich zur Weihnachtszeit bzw. den "Rau(h)nächten" statt. Ursprünglich handelte es sich dabei vermutlich um jene zwölf Nächte, die dem Mondkalender entsprechend zwischen der Wintersonnenwende und dem Neujahr lagen. In diesen "außerhalb der Zeit" liegenden Tagen und Nächten war es ratsam Zuhause zu bleiben und dem wilden Herr Odins (Herr des Königs=Har-Le_kin) aus dem Weg zu gehen.

Es gibt auch das Bild des unberechenbaren Loki, dem Blutsbruder Odins, das ihn als einen Harlekin mit einem Fischernetz zeigt. Wir sollten uns hüten, ihm ins Netz zu gehen.

Die Bildserie "Tanz des Lebens - rot gelb blau"

Die Bilder der achtteiligen Serie "Tanz des Lebens - rot gelb blau" expressiver realistischer Malerei entstanden im Jahr 2016.

Das Konzept für die Bildserie war, Leben in Form eines Tanzes auszudrücken und mich bei den einzelnen Bildern auf eine Farbe zu beschränken. In der Folge ist ein lebendiger Farbkreis des Lebens entstanden: in den Farben Rot, Orange, Gelb, Grün, Blau, Violett und wieder Rot, Weiß und farbiges Schwarz .