Mexiko Stadt und der anhaltende Untergang Tenochtitlans

Ein Lakadone, Angehoeriger und Nachkomme eines indigenen Maya-Volks, rudert ueber einen See.
Inmitten der Umarmung von Sonne und Mond, Acryl auf Baumwolle, 100 cm x 80 cm, 2011

Eine so schöne und große Stadt wie Tenochtitlan hatten die spanischen Konquistadoren nie zuvor gesehen. Als die Spanier die Hauptstadt der Azteken erreichten, lebten zwischen einhunderttausend und zweihunderttausend Menschen lebten in der Stadt. Damit zählte sie damals zu den größten Städten der Welt. Die Stadt lag auf mehreren Inseln im westlichen Teil des Texcoco-Sees. Vom Festland aus waren die Inseln über fünf Dammwege erreichbar.

 

Der Texcoco-See war salzhaltig. Um die Bevölkerung mit Trinkwasser zu versorgen, errichteten die Azteken ein Dammsystem, das das Salzwasser vom zufließenden Regenwasser trennte. Dieses Kanalsystem ermöglichte zugleich, den Wasserstand zu regulieren.

 

Mit der Eroberung Tenochtitlans durch die Spanier ging die völlige Zerstörung der Stadt einher. Die Dämme wurden zerstört, die Kanäle zugeschüttet. Auf den Trümmern entstand das neue Ciudad de México (Mexiko-Stadt). Lediglich das Straßen- und Kanalnetz prägt bis heute das moderne Straßenbild der Hauptstadt.

 

Schon bald kam es nach starken Regenfällen zu katastrophalen Überschwemmungen. Versuche, das alte Dammsystem wieder instand zu setzen, erschwerten sich angesichts des gleichsam reduzierten Baumbestands. Während der gesamten Kolonialzeit war die Stadt mit dem Problem der Überschwemmungen konfrontiert. Im 17. Jahrhundert stand die Stadt mehrere Jahre unter Wasser, und tausende Menschen kamen ums Leben. Mehrere Entwässerungsprojekte entstanden und führten dazu, dass sich Mexiko-Stadt Ende des 18. Jahrhunderts außerhalb des Texcoco-Sees befand.

 

 

Mit der Industrialisierung im 19. und 20. Jahrhundert und dem damit verbundenem Wachstum der Metropole nahm die Trockenlegung des Sees weiter zu. Bei der heute weiter stetig anwachsenden Bevölkerung ist die Be- und Entwässerung der Stadt kaum noch zu bewältigen. Aufgrund des Trinkwassermangels muss Grundwasser aus immer tiefer liegenden Brunnen gepumpt werden. Indes geht der Großteil des Regenwassers aufgrund fehlender Pflege vorhandener Versorgungssystemen verloren. Der Anbau von Gemüse und Obst wird vermehrt mit kontaminiertem Wasser gewährleistet. Und wer heute frisches Trinkwasser benötigt, muss es sich teuer im Supermarkt einkaufen. Irgendjemand profitiert von dieser organisierten Misswirtschaft, während die Hauptstadtbewohner unter dem zunehmenden Wassermangel und, so paradox es klingen mag, unter Überschwemmungen zu leiden haben.  

Kommentar schreiben

Kommentare: 0