Was haben uns die Roemer gebracht?

Ein nackter kaempfender blinder Gladiator
Der blinde Gladiator, Gouache auf Baumwolle, 80 cm x 100 cm, 2005

In der Komödie „Life of Brian“ der britischen Komikergruppe Monty Python wird die rhetorische Frage nach den Errungenschaften des römischen Imperiums gestellt, die zum Ärger John Cleese in der Rolle des jüdischen Freiheitskämpfers Reg vielfach positiv beantwortet wird. Und tatsächlich gehen viele kulturelle Errungenschaften auf die Römer zurück. Aber, und das ist allzu wahr, auf der Basis der Sklaverei.

 

Natürlich war das römische Imperium nicht die erste und auch nicht die letzte Sklavengesellschaft in der Geschichte. Und die Ausmaße sind mit der US-amerikanischen Sklavengesellschaft vergleichbar. Gleichwohl hat das Römerreich Akzente gesetzt, die bis heute nachwirken. Dazu gehört nicht zuletzt der milde Blick auf den legendären Statthalter Pilatus, der der Legende nach seine Hände in Unschuld wusch, indes die Evangelisten dem jüdischen Hohepriester Kajaphas die Hauptschuld an Jesus Kreuzesstod andichteten.

 

Vermutlich war die milde Beurteilung des römischen Statthalters der christlichen Heidenmission geschuldet, die damit zugleich das Fundament antijüdischer Ressentiments legten. Die Evangelien stellen somit die Grundlage eines Christentums dar, dass sich nicht nur von der eigenen jüdischen Geschichte abgrenzt, sondern eine grundlegende Feindschaft zwischen Judentum und Christentum festschreibt.

 

Die Kreuzigung der Römer war Sklaven und Nichtrömern vorbehalten. In Ausnahmefällen wurden auch Römer gekreuzigt. Während des jüdischen Aufstands gegen die Römer (zwischen 66 und 74 n. Chr.) wurden täglich mehr als 500 Juden gekreuzigt. In gewisser Weise lässt sich die Hinrichtung von Jesus als Reaktion eines zu einem früheren Zeitpunkt versuchten jüdischen Aufstandes erklären, bei der Jesus als vermeintlicher Kopf des Aufstandes standesgemäß bestraft wurde. In dieser Hinsicht ist die Jesusgeschichte zuallererst als Teil der jüdischen Geschichte zu verstehen, als die Geschichte eines von vielen durch Rom unterdrückten und versklavten Volkes.

 

Der Untergang des römischen Reiches ist als ein Glücksfall der Geschichte anzusehen, wenngleich viele „Errungenschaften“, wie die Sklaverei, Folter- und Hinrichtungsmethoden, bis in die Gegenwart hinein bewahrt werden. Die vollkommene Überwindung und Befreiung der „römischen Fessel“ steht noch bevor.

 

 

Kommentar schreiben

Kommentare: 0