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Liliths Kinder

Frau mit im Wasser spielenden Kindern
Liliths Kinder, Gouache auf Baumwolle, 70 x 50 cm, 2007

Vor etwa elf Jahren malte ich „Liliths Kinder“, ein Bild, dass ich heute noch mit Glück und Hoffnung verbinde. Es verweist wegen der Kinder in die Zukunft. Lilith ist für mich eine positive Figur, wenngleich ihr Name vielfach mit Angst besetzt wurde.

 

In der sumerischen Mythologie war Lilith ursprünglich eine Göttin. Ihr Wohnsitz war der Weltenbaum, dem Symbol für die zyklische Erneuerung des Lebens. Als Inanna den Baum entdeckt, will sie die in ihm innewohnenden göttlichen Kräfte für sich nutzen und versetzt den Baum in ihren Garten. Doch bald darauf baut der Anzu-Vogel sein Nest in den Ästen des Himmels. Unterhalb der Erde, in den Wurzeln des Baumes baut die Schlange ihr Nest. Indes wählt Lilith, die Göttin des Windes den Stamm des Baumes zu ihrem Wohnsitz. Im Gilgamesch-Epos lässt Inanna den Baum von Gilgamesch fällen, um ihren Thron aus dem Holz zu bilden, das sich später als totes Holz erweisen wird. Der Anzu-Vogel flieht daraufhin in die Berge, während Lilith in der Wüste Zuflucht findet. Die in der Wurzel des Baumes lebende Schlange, die als unbezähmbar gilt, wird von Gilgamesch erschlagen. In einer früheren Version, als der Mensch noch nicht erschaffen war, ist es Inannas Bruder Utu, der den Baum fällt und die Schlange erschlägt.

 

In aramäischen und hebräischen Schriften ist aus der Göttin ein weiblicher Dämon geworden, der in Verbindung mit wilden Tieren und Völkern der Wüste erscheint. Lilith bringt Schrecken und Krankheiten hervor, plagt die Seelen von Menschen, die alleine in Häusern schlafen, und wird für den Kindstod verantwortlich gemacht.

 

Lilith ist eine Figur, die in historischer Hinsicht mit der Entwicklung des Ackerbaus (Verpflanzung des Weltenbaums) sowie mit der Begründung patriarchaler Macht, der menschlichen Königsherrschaft von Gilgamesch, in Beziehung steht. In diesem Zusammenhang wird sie folgerichtig als Wüstenbewohnerin und Feindin von Ackerbaukulturen beschrieben, die sich nach dem gottgleichen Herrschermodell von Gilgamesch patriarchal entwickelt haben.

 

Die Göttin hat sich demnach einer neuen Ordnung der Ungleichheit der Geschlechter entzogen und ist damit für all jene zur Schreckensgestalt geworden, die an dem Ungleichgewicht zwischen Mann und Frau festzuhalten versuchen. Diese Menschen gleichen dem toten Holz des Thrones, der aus dem einst lebendigen Weltenbaum gemacht worden war.

 

 

 

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