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Verdammte Studenten

Das Tafelbild stammt vermutlich von Lucas Granach d.J.
Ausschnitt aus einem Tafelbild auf der Rueckseite des Reformationsaltars in der Stadtkirche Wittenberg

Auf der Rückseite des Reformationsaltars finden sich auf dem Tafelbild der Verdammten des Jüngsten Gerichts, das Lucas Cranach d.J. zugeschrieben wird, zahlreiche Graffiti, die zum Teil bereits im 16. Jahrhundert entstanden sind. Angeblich stammen die eingeritzten Namen, Initialen und Jahreszahlen von Studenten der Wittenberger Universität Leucorea. Während sich der Legende nach die Initialen der Studenten mit bestandenem Examen auf der Seite der Erlösten wiederfinden, sind bei den Verdammten die der Erfolglosen verewigt. Angesichts der zahlreichen Graffiti, waren es erstaunlich viele durchgefallene Studenten.

 

Gestern betrat ich erstmalig die Stadtkirche in Wittenberg. Bis dato war mir das Tafelbild der Verdammten auf der Rückseite des Altars vollkommen unbekannt. Und ich finde es erstaunlich, dass bis heute wenig über die „verdammten Studenten“ und das Tafelbild, auf dem sie sich verewigten, bekannt ist. Dabei drängt sich mir die Frage auf, was zu diesem Bekenntnis der Studenten beitrug? War es jugendlicher Leichtsinn oder, was eigentlich kaum zu glauben ist, das Wissen darum, auf ewig verdammt zu sein?

 

 

Immerhin hatten sich zahlreiche Studenten mehrfach und zu verschiedenen Zeiten auf Tafelbildern in einer Kirche verewigt. Dabei ist kaum zu glauben, dass die Graffiti unter kirchlicher Obhut entstanden waren. Gleichwohl gaben sich die Studenten zumindest mit ihren Initialen zu erkennen. Verfolgt wurden sie dafür aber vermutlich nicht. Aber während sich heute auf frischer Tat ertappte Graffitikünstler wegen Sachbeschädigung verantworten müssen, ordneten sich die Studenten den ewig Verdammten zu. An ihre Verdammnis werden sie jedoch kaum geglaubt haben. Ob sich indes die erfolgreichen Studenten der Erlösung sicher gewesen waren, kann ebenso bezweifelt werden.

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