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Keiner gewinnt

Forumtheater-Uebung, bei der es darum geht ein Gleichgewicht zwischen den Kraeften herzustellen.
Keiner gewinnt, keiner verliert, 80 cm x 100 cm, Gouache auf Baumwolle, 2005

Den Titel meines Bildes „Keiner gewinnt, keiner verliert“ habe ich damals von einer gleichnamigen Übung des „Forumtheaters“ abgeleitet. Das „Forumtheater“ ist eine zentrale Methode des „Theaters der Unterdrückten“, das der Brasilianer Augusto Boal in den 1970er Jahren entwickelt hat. Bei der Übung „Keiner gewinnt, keiner verliert“ geht es vordergründig um die Schaffung von gegenseitigem Vertrauen, Sensibilität und Empathie zweier Schauspieler*innen, deren vorgegebenes Ziel es ist, ein Gleichgewicht ihrer jeweiligen Kräfte herzustellen. Dabei stellen sich Spieler und Gegenspieler gegenüber, strecken ihre Arme nach vorne und drücken mit den flach nach oben gerichteten Händen gegen die Hände des Gegenüberstehenden. Während Spieler und Gegenspieler ihre Kräfte deutlich zur Geltung bringen sollen, sollen zugleich auch die Kräfte des jeweils Anderen zugelassen werden.

 

Auch wenn im „wahren Leben“ dem Sieg meist mehr Bedeutung als dem friedlichen Ausgleich beigemessen wird, sind Siege, die auf Unterdrückung beruhen, für niemanden ein Gewinn. Das zu erkennen, ist dem Großteil vermeintlicher Sieger jedoch selten vergönnt.

 

Wem nützt das soziale Ungleichgewicht zwischen arm und reich? Wem nützt es, wenn Menschen Zugänge zu einer friedlichen und wirtschaftlich gesicherten Existenz verschlossen ist? Ist es nützlich für reiche Menschen, wenn sie sich dafür hinter Stacheldraht verbergen und von Polizei, Sicherheitspersonal und Militär beschützen lassen müssen? Aber sie nehmen diese ständige Angst in Kauf, um etwas „beraubt“ zu werden, auf das sie mit Leichtigkeit verzichten und mit andern Menschen teilen könnten.

 

Es ist eine Tatsache, dass der Reichtum unseres Planeten für alle Menschen dieser Welt ausreichend ist, ohne das dabei jemand auf etwas verzichten müsste. Es müsste lediglich auf die Aussage „Ich bin reicher als andere Menschen“ verzichtet werden. Ein wirklicher Verlust wäre das nicht, sondern ein Gewinn für alle. Wenn keiner verliert und alle gewinnen – was wären das für Aussichten!

 

 

 

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