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Corazon Verde - das gruene Herz

Das Atelier Corazón Verde und die Malerei zweier Künstler, Länder und Kulturen

"Ometeótl" ist ein zweigeschlechtlicher Schöpfergott. Mann und Frau im Dialog verbinden Sonne und Mond, Feuer und Wasser, Himmel und Erde, Weizen und Mais miteinander
"Ometeótl" von Jennifer Jennsel und Willi Büsing, Acryl auf Baumwolle, 100 cm x 80 cm, 2011, Privatbesitz

 

Im Jahr 2011 gründeten meine Frau, Jennifer Jennsel, und ich das Atelier „Corazón Verde“ (das grüne Herz). Das war nicht sonderlich schwierig. Denn wir verlegten das Atelier einfach in unsere Wohnung in Berlin-Neukölln. So konnten wir Zuhause arbeiten, unsere Werke ausstellen und an Kunst interessierte Gäste einladen.

 

Unser erstes Ausstellungsprojekt gaben wir den Namen „Luna de maíz – sol de trigo“ (Mond des Mais – Sonne des Weizens“. Mond und Mais stehen dabei für meine Frau und Mexiko, wo sie geboren und einen Großteil ihres Lebens verbrachte. Sonne und Weizen stehen für mich und Deutschland, wo ich geboren bin und den Großteil meines Leben verbracht habe.

 

Wir fragten nach unseren kulturellen Wurzeln, unseren Mythen und Märchen und mögliche Gemeinsamkeiten. Wir erstaunten, wie oft wir sehr viel mehr über die jeweils andere Kultur als über die eigene wussten. Und wir entdeckten gemeinsam viel Neues und Unbekanntes.

 

Zugleich fragen wir uns, was deutsche bzw. mexikanische Kultur ist. Bald erkannten wir, es gibt weder das eine noch das andere. So wie es in Mexiko verschiedene indigene oder spanische Wurzeln und Kulturen gibt, gibt es regional verschiedene Wurzeln und Kulturen in Deutschland.

 

Schließlich kreierten wir aus diversen Mythen und Märchen eine Bilderwelt einer gemeinsamen kulturellen Neuschöpfung, wie wir sie für wichtig und richtig erachteten.

 

Eine und im wahrsten Sinne des Wortes gemeinsame mythische Wurzel des Lebens ist der Weltenbaum oder Baum des Lebens: hierzulande ist es die Weltesche Yggdrasil, die Verkörperung des Kosmos. Für die Maya ist der Ceiba-Baum die Weltachse, die Himmel, Erde und Unterwelt miteinander verbindet. Für die Azteken ist die Sumpfzypresse (Taxodium mucranatum) der Baum des Lebens, wobei der Àrbol del Tule (der Baum von Tule) in Oaxaca als der dickste Baum der Welt gilt. Er ist über 2000 Jahre alt und hat einen Stammdurchmesser von 14,05 und eine Stammumfang von 58 Metern.

 

Für die Kelten ist die Schlange mit der Weltschöpfung verbunden. In der germanischen Mythologie umspannt die Midgardschlange die Welt. In nordischen und keltischen Mythologie gilt die Schlange als Geschöpf der Mutter Erde und als Wegbegleiter des menschlichen Lebens. Eine Schlange erscheint mit der Geburt eines Menschen und verschwindet mit seinem Tod. Die Schlange symbolisiert zugleich die geistige Seite des Menschen.

 

Die „gefiederte Schlange“ (in der Maya-Sprache: Kukulcán, in Nahuatl, der Sprache der Azteken: Quetzalcoatl) Mesoamerikas ist ein Schöpfergott und der Gott des Himmels, der Erde und des Windes.

 

Als alleiniger und allumfassender Gott der Azteken gilt der zweigeschlechtliche Ometeótl: der die Mutter und der Vater der Götter und Schöpfer des Universums ist. In der Vorstellung der Azteken mischt er sich nicht in das Leben und den Alltag der Menschen ein. Aus diesem Grund wurden Ometeótl keine Tempel gebaut und auch keine Opfer dargebracht.

 

Das Dreiergespann Odin, Vili und Vé töteten den Riesen Ymir und bildeten aus seinem toten Körper die Welt. Dabei waren sie selbst Geschöpfe der Riesentochter Bestla gewesen. Die Riesin hatte sich mit Bör vermählt und Odin, Vili und Vé gezeugt. Die Riesen waren wiederum aus dem Salz bereiften Steinen von der Urkuh Audhumbla geleckt worden. Es macht Sinn, die Kuh Audhumbla als Mutter der unsere Welt umspannende Milchstraße anzusehen …

 

In „Luna de maíz – sol de trigo“ haben wir unsere mythischen Herkunftsgeschichten mit unserer Lebenswirklichkeit verbunden. Bisweilen sind wir zwar gespalten zwischen zwei fern voneinander liegenden Ländern und ihren Kulturen. Zugleich sind die Quellen unserer Kulturen die Bindeglieder für unsere Lebensgemeinschaft und unsere Kunst geworden.

 

 

 

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