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Loki, der Antiheld

Loki als Mutter mit Kind. Loki ist bekannt für seine Wandlungsfähigkeit. So kann er sich auch in weibliche Geschöpfe verwandeln und selbst , z.B. in Gestalt einer Stute, gebären.
Lokis weibliche Seite, Gouache u. Acryl auf Holz, 35 cm x 85 cm, 2007

Loki, Sohn des von Laufey und des Riesen Fárbauti, war nicht beliebt. Weder bei den Göttern noch bei den Menschen war er gern gesehen. Zu durchtrieben und unstet ist sein Charakter. Er ist listig und im wesentlichen nur sich selbst treu. Einerseits steht er den Göttern bei Lösungen von Problemen bei, die sie sich zumeist selbst zuzuschreiben haben. Andererseits ärgert und betrügt er sie und führt willentlich den Tod des in der Götterwelt beliebten Balder herbei.

 

Loki handelt spontan und entsprechend seiner emotionalen Befindlichkeit scheinbar im Affekt. Seine Kraft und Energie, seine Kreativität, seine Wandlungsfähigkeit und sein Ideenreichtum nutzt er im schöpferischen wie im zerstörerischen Sinn. Seine Streiche gegen die Götter finden in Balders Tod seinen Höhepunkt. Doch diese Tat Lokis ist weit mehr als ein grenzüberschreitender Streich. Denn Loki stellt sich auch einer möglichen Wiederbelebung Balders mit all seiner Macht entgegen und erreicht sein Ziel.

 

Mit dieser Tat ist der Bruch zwischen Loki und den Göttern besiegelt. Zur Strafe wird er von den Göttern gefangen und schließlich an drei Felsen gefesselt. In dieser Lage ist er dem ätzenden Gift einer Schlange ausgesetzt, das auf ihn hernieder tropft, sobald seine Gattin Sigyn die Schale leert, die sie, um ihn vor dem tropfenden Gift zu schützen, über ihn hält. Erst zu Beginn von Ragnarök gelingt ihm die Befreiung.

 

Die tiefe Kluft zwischen Loki und den Göttern lässt sich nicht allein über Lokis Abneigung gegenüber den in der Götterwelt allseits beliebten Balder erklären. Zu groß ist der Hass, der sich in Lokis Tat offenbart. Im Kampf der Götter gegen die Riesen setzt sich Loki für die vollständige Vernichtung der Götter ein. Aber warum? Lässt sich dies vielleicht über seine Abstammung erklären? Ich glaube nicht.

 

 

Denn bei all der Zerstörungswut Lokis ist nicht zu vergessen, dass er der Gefährte und Blutsbruder Odins ist. In Lokis Handlungen zeigt sich demnach auch die zerstörerische und unvollkommene Seite Odins und die der anderen Götter. Da mit Ragnarök zwar die Vernichtung der Hauptgötter verbunden ist, aber nicht die Vernichtung allen Lebens, dient Ragnarök, „das Schicksal der Götter“, einer Erneuerung. In diesem Sinne kommt Loki eine besondere Aufgabe zu, die sich spätestens bei der Tötung Balders ankündigt. Mit seinem Tun vollendet er das Schicksal, die „alte Welt“ der Götter, Riesen und Menschen und legt den Grundstein für eine sich erneuernde Welt.  

 

 

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