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Brotlose Kunst

Verruecktes Gesicht mit zwei entgegen gerichteten Augen und einem Vogelkopf
Ausser sich, Acryl auf Baumwolle, 50 cm x 70 cm, 2008

Gestern wurde ich wieder einmal auf ein Angebot aufmerksam gemacht, das mit Künstlern Geld machen will. Dabei wurde mir die Frage gestellt, ob das Projekt den Bedürfnissen von Künstlern entspricht. Aber der Reihe nach. Das Angebot richtet sich an Cafés, die ihre Wände und Regale dekorieren und damit zugleich noch Geld machen können. Hierbei kommen die Künstler ins Spiel, die für einen kleinen Obolus dazu beitragen können, die Cafés mit ihren Werken zu schmücken und somit auf sich und ihre Werke aufmerksam machen dürfen.

 

Ein vermutlich nicht nur in Berlin altbekanntes Konzept, das zum künstlerischen Outfit von Cafés und Gaststätten beiträgt und Künstlerinnen und Künstler aus aller Welt anlockt, sich hier in einer Stadt der Künste zu präsentieren. Mag sein, dass die eine oder andere Künstlerin auf diese Art sogar ein Kunstwerk verkauft. Mit viel Glück kann sie sogar die eigenen Kosten für dieses Angebot damit decken. Ob davon jedoch noch Kosten für die Wohnungsmiete, das Atelier, etwas zu essen und zu trinken oder gar die Krankenversicherung gedeckt werden können, kann bezweifelt werden.

 

Aber um die Existenz soll es bei Kunst auch nicht gehen. Kunst sollte brotlos sein, unabhängig vom materiellen Denken. Sonst ist es keine wahrhaftige und freie Kunst. Der „wahre Künstler“ schöpft seine Werke ohne existenzielle Nöte. Denn er ist frei davon, lebt vom elterlichen Taschengeld oder vom Einkommen des Ehepartners, mitunter von den Zuwendungen einflussreicher Freunde der Familie.

 

Da dies alles nicht auf mich zutrifft, werde ich derartige Angebote bis auf weiteres ablehnen. Stattdessen wende mich bisweilen meiner utopischen Malerei zu und biete meine Werke den Menschen an, die bereit sind, meiner Arbeit neben dem künstlerischen auch einen materiellen Wert beizumessen. Zudem bin ich gerne auch bereit, für eine angemessene Miete, der Übernahme von Transportkosten und einer guten Versicherung meine Werke Cafés, Gaststätten oder Arztpraxen zu Dekorationszwecken zur Verfügung zu stellen. Das wäre dann ein für beide Seiten vorteilhaftes Angebot. Oder etwa nicht?

 

 

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Kommentare: 4
  • #1

    Jui Jah Fari - Artist (Sonntag, 01 April 2018 09:02)

    Deine Aussage / Meinung teile ich in allen Bereichen .
    Es sollte ein ausgeglichenes "Geben & Nehmen" stattfinden .

  • #2

    Willi Büsing (Sonntag, 01 April 2018 12:40)

    Danke, Jui Jah Fari! Als Künstler weißt Du bestimmt aus eigener Erfahrung, wovon ich schreibe.

  • #3

    Petra Schulz-Thelen (Montag, 02 April 2018 10:23)

    Ich Stimme dir voll und ganz zu, auch mir ist es schon so ergangen.
    Für uns alle, wünsche ich, das Kunst, das Lebensgefühl wiederspiegelt, sich der Käufer darin findet und gerne bereit ist, seine Wertschätzung auch finanziell auszudrücken.

  • #4

    Willi Büsing (Montag, 02 April 2018 12:37)

    Danke, Petra Schulz-Thelen, Deinen guten Wünschen schließe ich mich gerne an.