· 

Wilde Berechnung

Ausschnitt aus "Das gruene Herz", Acryl auf Leinwand, 40 cm x 60 cm, 2009
Ausschnitt aus "Das gruene Herz", Acryl auf Leinwand, 40 cm x 60 cm, 2009

Die Vertreter*innen des Fauvismus oder deren Werke mit „wilden Bestien“ zu charakterisieren kann heute kaum jemand nachvollziehen. Gleichwohl verbunden mit der nachfolgenden Erscheinung des Deutschen Expressionismus und der noch viel späteren der „Neuen Wilden“, ist die Definition der Wildheit zumindest zu hinterfragen.

 

Die Bezeichnung Fauvismus kam von außen, wie es zuvor schon beim Impressionismus und dem späteren Kubismus der Fall war. Für sich selbst lehnten die Künstler*innen den Begriff ab. Vordergründig erscheint die vom Illusionismus befreite Farbgebung sowie der flächige Auftrag der Farben den Schock auszulösen, der zur Bezeichnung der „wilden Bestien“ führte. Aber dieser Schock war gewollt und von einer kleinen Gruppe Künstlern, die 1905 ihre Werke im „Pariser Herbstsalon“ ausstellten, vermutlich wohl überlegt. Denn trotz der zu erwartenden Empörung und Ablehnung ging es zugleich um Aufmerksamkeit. Und grelle Farben konnten dafür sorgen, dass den Werken und ihren Produzenten Aufmerksamkeit geschenkt wurde. Dieser Umstand sowie der, dass die Farbe im Sinne Ingrés als „tierischer Teil der Kunst“ galt, mag für die Wildheit der Künstler und ihrer Werke gesprochen haben. Aber der „wahre Schock“ scheint mir hinter der Vordergründigkeit gewählter Formen und Farben verborgen zu bleiben. Auch hinter der oft erwähnten Hinwendung zur Natur, der Flucht vor Industrialisierung und städtischem Leben, bleibt eine Wildheit verborgen, die als Gegensatz zur zivilisierten Ordnung verstanden werden sollte.

 

 

Es ist der Krieg, der als „befreiende und reinigende Kraft“ angesehen wird und europäische Künstler dazu verleitete, mit einer nicht nachvollziehbaren Begeisterung ins mörderische Gemetzel zu stürzten. 

Kommentar schreiben

Kommentare: 0