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Koenigskinder

Expressives Portraet der mythischen Medea
Medea, 35 cm x 39 cm, Gouache auf Holz, 2004, Privatbesitz

Die Volksballade von den beiden Königskindern, die einander lieb hatten, aber nicht zueinander kommen konnten, greift auf zwei Gestalten aus der griechischen Mythologie zurück: Hero und Leander. Allerdings kommt die Handlung ohne das Eingreifen der Götter aus. Insofern handelt es sich um eine Sage am Rande der griechischen Mythologie. Der Umstand jedoch, dass Hero eine Priesterin der Aphrodite ist, weist auf einen Tabubruch des Liebespaares hin.

 

Das erinnert mich zugleich an einen anderen Tabubruch, den Verrat der Königstöchter Ariadne und Medea. Die Prinzessinnen verlieben sich in fremde und dem Königtum feindlich gesinnte Männer und verhelfen ihnen zum Erreichen ihrer Ziele. Beide nehmen dabei den Tod ihrer Halbbrüder (Minotaurus und Absyros) billigend in Kauf. Medea und Ariadne werden schließlich auch von ihren Geliebten verraten. Jason, der sich der korinthischen Königstochter Glauke zuwendet, trennt sich von Medea und Ariadne wird von Theseus auf der Insel Naxos zurückgelassen.

 

Ariadnes und Medeas Herkunft wird aus griechischer Perspektive als barbarisch gekennzeichnet. Dabei werden der griechische Pragmatismus einer überkommenen, von Magie und Zauberkräften durchdrungenen Kultur gegenübergestellt. Die magische Macht der Medea verliert in der pragmatischen Umgebung des korinthischen Königtums ihre Kraft. Allein die Tötung ihrer Kinder, die nunmehr als Erben Jasons anzusehen sind, ermöglicht eine Rückkehr zur ursprünglichen Königsmacht. Ariadne erhält ihre göttliche Kraft durch die Heirat mit Dionysos, der sie trotz ihrer Liebe zu Theseus auf den Olymp erhebt.

 

 

In der griechische Mythologie bleiben letztlich die Kulturen der minoischen und kolchischen Kulturen im Dunkeln. Mit dem Hellenismus bricht eine neue Zeit an, eine auf Vernunft gebaute Ordnung, in der Frauen lediglich als Sklavinnen einer männlichen dominierten Gesellschaft geduldet sind. Auf Geschlechtergleichheit aufgebaute Gesellschaften sollen, so die Botschaft der griechischen Mythologie, für im Dunkeln bleiben. Indes bereitet es mir Freude, Licht ins Dunkle zu bringen und Geschichten aus der, wie ich es bezeichne, utopischen Mythologie zu erzählen.

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