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Die Stadt der Zukunft

Stadtlandschaft bei Nacht, Dispersion auf Papier, 51 cm x 38 cm, 1992
Stadtlandschaft bei Nacht, Dispersion auf Papier, 51 cm x 38 cm, 1992

 Im Mitte Museum können sich die Besucher*innen auf den vom Künstler Wilhelm Klotzek konstruierten Gehsteig legen und von dort auf ein an der Decke montiertes Stadtmodell des Bezirks Tiergarten um das Jahr 1900 schauen. In den letzten Lebensjahren wird Theodor Fontane eben dieses Stadtbild vor Augen gehabt haben, als auf der Spree ein reger Schiffsverkehr zu verzeichnen gewesen war, sich aber auf den Straßen nur wenige Kutschen und von Pferden bewegte Straßenbahnen zeigten. Seitdem hat sich das Bild erheblich gewandelt. Insbesondere der individuelle Straßenverkehr in der Stadt hat erheblich zugenommen. Gleichwohl waren die Straßen um 1900 bereits so breit, dass diese den in den nachfolgenden Jahren entstehenden und wachsenden Straßenverkehr aufnehmen konnten. Dies war weniger einer Vision zukünftiger Verkehrstechnik als vielmehr den zahlreichen Militärparaden zu verdanken, die diese breit ausgelegten Straßen für sich beanspruchten.

 

Bis heute ist trotz wachsender Widerstände der Autoverkehr zentraler Bestandteil jeder Stadtplanung. Nichtsdestotrotz drängt sich bei der eingehenden Betrachtung der historischen Stadtansicht die Frage nach der Stadt der Zukunft aus. Wie wird die Stadt aussehen? Wird sich das Auto als Verkehrsmittel weiterhin durchsetzen. Oder wird es alternative Formen und Mittel der Fortbewegung geben? Momentan erscheint das kaum vorstellbar. Zu sehr hat sich in den Köpfen der Menschen das Auto als unersetzlich festgesetzt. Doch nicht nur das. Auch das Verhältnis zur Stadt, zum Leben und der Arbeit in der Stadt, sowie das Verhältnis von Stadt und Land hat sich seit dem Beginn der Industrialisierung kaum verändert. Immer noch gibt es Landflucht, der zufolge die Bevölkerungszahl in den Städten zunimmt. All das hat viel mit fehlender Mobilität und dem Bedürfnis zu tun, Leben und Arbeit zu verbinden.

 

Die Stadt der Zukunft muss beantworten können, wie das Bedürfnis nach der Vereinbarkeit von Wohnen, Leben, Freizeit und Arbeit für alle Menschen gleichermaßen befriedigt werden kann, Menschen ländliche Gebiete nicht verlassen müssen und Städte aus den Nähten platzen, reiche Menschen die Ärmeren verdrängen.

 

Solange das Leben auf dem Land mit Entbehrung verbunden bleibt, wird es auch keine Stadt der Zukunft geben, die den oben genannten Ansprüchen gerecht werden kann. Es muss einen Ausgleich geben, ein Umdenken, das sowohl die Attraktivität der Städte als auch des Landes berücksichtigt.

 

Wie auch immer – alle wollen in Verbindung bleiben. Ich auch.

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