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Malen ist keine Hexerei

Koerperstudie
Studie (Detail), Acryl auf Leinwand, 60 cm x 80 cm, 2020

 Jedes Kind kann malen. Für Erwachsene gilt das Gleiche. Allerdings ändern sich mit zunehmenden Alter die Ansprüche. Anders ausgedrückt: das Werk wird unter Maßstäben betrachtet, die für die Malerei völlig unerheblich ist, aber als vorbildhaft gilt. Doch ein Vorbild unterscheidet sich nicht von Vorurteil und dem Klischee des Schönen. Doch schön ist relativ. So ist es am Ende immer eine Frage, die ich nur für mich selbst beantworten kann, ob das, was ich male, meinen Ansprüchen genügt.

 

Ich stelle mir diese Frage jeden Tag neu. Denn meine Ansprüche ändern sich auf jeden Tag neu. Denn die Ergebnisse meiner Malerei sollten meiner Vorstellung entsprechen und dem, was ich ausdrücken will. Also überprüfe ich die Werke und frage, ob die Farben meiner Vorstellung entsprechen, die Proportionen stimmen, die Komposition im Gleichgewicht ist usw. Zudem erkunde ich verschiedene Farbaufträge, Malgründe und probiere neue Maltechniken aus. Einiges davon lässt mich an alchemistische Versuche denken oder an chemische Entwicklungen und Erzeugnisse der jüngeren Geschichte, die ich heute nutzen kann. Technische Hilfsmittel wie etwa Bildprojektionen spare ich jedoch bewusst aus und überlasse es denen, die sich selbst und anderen etwas vorzumachen versuchen. Aber selbst das ist keine Hexerei, sondern billige Trickserei und (Selbst)Täuschung. Im Zeitalter der Digitalisierung gehört viel Naivität dazu, diese Täuschungen zu übersehen. Aber offenbar gibt es genügend Menschen, die sich gerne auch täuschen lassen.

 

 

Indes erfreue ich mich meiner Malerei immer wieder aufs Neue. Mitunter erscheint mir die, wenn es auch paradox erscheinen mag, wie Hexerei.

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Kommentare: 2
  • #1

    Rita (Dienstag, 28 Januar 2020 17:32)

    Lieber Willi,
    Ich sehe das genauso wie du es geschrieben hast Die digitale Malerei ist sehr präsent und ich finde Handarbeit an der Leinwand auch viel künstlerischer.Aberüber Kunst kann man verschiedener Meinung sein.In diesem Sinne: jedem das seine.�

  • #2

    Willi Büsing (Mittwoch, 29 Januar 2020 14:28)

    Jedem ist es selbst überlassen, wie er/sie Kunst schafft. Gleichwohl beschreibe ich meinen eigenen Zugang zur Malerei. Die kommt gut und gerne ohne digitale Hilfsmittel aus. Digital sind lediglich die Fotos, die ich von meinen Werken mache. Dabei will ich auch nicht vergessen, dass nicht wenige Maler*innen in der Vergangenheit verschwiegen haben, fotografische Vorlagen zu nutzen, was m.E. ebenso legitim war und ist wie heutzutage die digitale Malerei. Meine Kritik richtet sich eher an Künstler*innen der digitalen Malerei, die so tun, als sei ihre Malerei analog entstanden. Aber am Ende ist es auch jedem selbst überlassen, zu glauben, dass im digitalen Netz digitale Technik keine Bedeutung hätte und scheinbar analog entstandene Werke zu bewundern, die digitalen Ursprungs sind.