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Zeitenwende

Maennlicher Akt
Ausschnitt aus "Abel", Acryl auf Leinwand, 80 cm x 60 cm, 2020

 Es gibt sie noch: Menschen, die an den Fortschritt glauben. Damit meine ich nicht die utopischen Versprechungen technischer Erneuerungen, die mit und nach der ersten Mondlandung einhergingen und bis heute unerfüllt blieben. Nein, ich meine den Fortschritt, der mit der Entwicklung der Kunst verbunden wird.

 

Als Kunstmaler weiß ich nur zu gut, wie sehr die Überwindung der Malerei im Kunstbetrieb besungen wurde und wird. Doch die Malerei ist trotz ihrer lautstarken Gesänge nicht totzukriegen. Denn das Geheimnis der Malerei und ihrer innewohnenden Wirklichkeiten und Phantasien ist das, was beseelte Kunst ausmacht und nicht zuletzt in seiner Wirkung als erweiterte Wirklichkeit zu betrachten ist.

 

 

Sicherlich hat es auch seine Berechtigung Konzeptkunst - Ideen, Entwürfe, Skizzen und Notizen - als selbständige Kunstwerke zu definieren. So wie Auguste Rodin den Torso als selbständiges Kunstwerk betrachtete und der seinerzeit schockierten und erbosten Öffentlichkeit präsentierte. Das beinhaltet auch den Gedanken, dass weder Menschen noch das berühmteste Kunstwerk, das sie schufen, perfekt sind. Die einem Gemälde innewohnende Wirklichkeit geht über die begrenzte Wirklichkeit der bekannten Welt hinaus und erschließt imaginäre Welten, wie René Magrittes Schöpfung einer Pfeife, die in Wirklichkeit keine ist. Das einem Gemälde innewohnende Imaginäre und Utopische ist das Wesen realer Kunst. Das mag wenig rational erscheinen. Aber Rationalität ist keineswegs die Grundlage utopischer Malerei. Denn jedwede Utopie ist fehlerhaft und beschreibt lediglich Wege und Irrwege menschlichen Seins. Genau das ist es, was meine Bilder ausdrücken: das allzu menschliche.   

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