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In uns die Wildnis

Rueckenasicht eines nackten Mannes mit Blick auf eine weite Landschaft
Der neue Tag, Acryl auf Baumwolle, 50 cm x 70 cm, 2014

 Die freie und unbegrenzte Natur gibt es beinahe nur noch in unserer Vorstellung. Wir haben ihr längst unsere Grenzen gesetzt. Nahezu alle Wälder sind nach forstwirtschaftlichen Maßstäben gestaltet, das Land agrarwirtschaftlich kultiviert. Auf den freien Meeren schwimmen Fischfabriken und auf dem Meeresgrund verlaufen Internetkabel, Öl – und Gasleitungen. Über uns kreisen keine Geier, sondern Drohnen. Die Landwirte proben den Aufstand und wehren sich gegen verschärfte Umweltauflagen.

 

Die Ansprüche, die wir an unsere Lebensmittelversorgung stellen, tragen zu einer Agrarindustrie bei, die weder besonders ökologisch noch gesund ist. Die verschwenderische Produktion von Lebensmitteln auf der einen und die wachsende Armut unter der Weltbevölkerung auf der anderen Seite ist nur ein Indiz für eine falsche Ernährungs- und Versorgungspolitik. Jetzt aber hat die Natur wieder einmal zurückgeschlagen und uns Menschen einen lebensbedrohlichen Virus beschert.

 

Die Sehnsucht nach der Wildnis hat sich in einer Weise erfüllt, die uns deutlich macht, wie sehr sich Vorstellung von Wirklichkeit unterscheidet.

 

 

Aber sicherlich ist es zu kurz gegriffen, an die Verantwortung der Endverbraucher zu appellieren. Die Industrie im Allgemeinen und die Nahrungsmittelindustrie im Besonderen sind nicht an einem Gleichgewicht zwischen Natur und Mensch interessiert. Aufgrund der aktuellen Dystopien erscheint der Verzicht als die einzige Lösung. Zugleich löst sie aber ein solches Unbehagen aus, dass wir lieber alles beim Alten lassen. Dabei werden wir letztlich nur auf etwas verzichten müssen, was wir gar nicht brauchen. Aber den Genuss dessen, was uns tatsächlich befriedigt, gönnen uns all jene nicht, die vom jetzigen Zustand (zu) profitieren (glauben). Dieser „Profit“ drückt sich nur in Zahlen aus und bringt am Ende niemanden einen tatsächlichen Gewinn.  

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