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Malgruende

Ein nackter Mann untersucht und bearbeitet seine "Malgründe"
Malgründe, Dispersionsfarbe und Gouache auf Baumwolle, 35 cm x 45 cm, 2004, Privatbesitz

In der Zeit zwischen 1994 und 2004 hatte ich kaum einen Bleistift oder Pinsel in die Hand genommen. Zu sehr hatte mich das Studium und die anschließende Arbeit als Ethnologe in Anspruch genommen. Zweifelsohne habe ich in dieser Zeit interessante Erfahrungen gemacht und Erkenntnisse gewonnen. Aber etwas wesentliches war mir dabei verloren gegangen, etwas, das ich zunehmend vermisste: die Malerei.

 

Zu Beginn des Jahres 2004 schuf ich Platz in meiner Zweizimmerwohnung und gestaltete eines der beiden Zimmer in ein Atelier um. Gleich darauf begann ich zu malen. Und in nur wenigen Wochen hatte ich so viele Bilder gemalt, dass ich genug für eine Ausstellung zusammen hatte. Im März 2004 war es dann soweit, dass ich vierzehn Bilder in meinem Atelier ausstellte. Der Besucherandrang war groß und einige der Bilder gingen in andere Hände über.

 

Es war alles in allem eine sehr erfolgreiche Ausstellung gewesen, was schließlich dazu führte, mich völlig der Malerei zu widmen. Bis zur endgültigen Entscheidung sollten zwar noch drei Jahre vergehen. Aber dieser Entschluss basierte auf die gute Erfahrung, die ich im vor und nach der Ausstellung im März 2004 gemacht hatte.

 

Der Titel „Malgründe“, den ich für die Ausstellung gewählt hatte war für mich in zweifacher Hinsicht bedeutsam. Erstens bildeten die auf Baumwolle grundierten Malgründe die Basis meiner Kunstwerke. Zweitens drängte sich mir die Frage auf, was mich wieder zum malen bewegt hatte. Die Antwort darauf war einfach: ich brauchte die Malerei wie die Luft zum atmen. Das mag zwar romantisch klingen, aber das ist es in keiner Weise für mich. Der Wiederbeginn meiner Malerei lässt sich vielleicht mit der Überwindung der Schreibblockade eines Autors vergleichen, der lange Zeit nicht wusste, was er schreiben sollte und plötzlich wieder von vielen Ideen heimgesucht wird, die ihn nahezu dazu zwingen sie niederzuschreiben.

 

 

Vierzehn Bilder umfassten die Gemäldeausstellung "Malgründe". Neun davon befinden sich heute noch in meinem Besitz. Die Titel der Bilder wie "Penthesileas Asche", "Hand", "Drinnen und draußen - das neunte Gesicht", "Ich bin's nur", "Fallender Engel", Odysseus", "der verborgene Traum, "Dasein", "Liebende", "Bloß", "Pygmalion in Pompeji" "Achilles Ferse" und "Adam" geben das inhaltliche Spektrum einer Malerei wieder, dem ich bis heute treu geblieben bin. Das Bild „Malgründe“ ist unmittelbar nach der Ausstellung in andere und gute Hände gelangt. Indes sind meine Malgründe bis heute nicht verloren gegangen.  

 

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