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Wider der evolutionistischen Kunst

Gesichter, Menschen, Hand, Sonne
First Contact, Acryl auf Baumwolle, 100 cm x 80 cm, 2012

 Wir sehen uns als Teil einer Zivilisation, die auf vorangegangenen gesellschaftliche Entwicklungsstufen basiere, die sich bis zur jetzigen Gesellschaft entwickelt habe. Demnach befänden wir uns am Höhepunkt eines evolutionären wie zivilisatorischen Fortschritts. Das Narrativ einer evolutionären Kunstgeschichte folgt gleichfalls diesem Mythos menschlicher Entwicklungsstufen. Diese Auffassung evolutionistischer Kunst ist das Ergebnis eines beschränkten Denkmusters, das uns zugleich Glauben machen will, am Höhepunkt welthistorischer Kunstentwicklungen teilzuhaben.

 

In Wahrheit wissen wir so gut wie nichts über vorangegangenen Gesellschaften und glauben lediglich, dass die Menschen der Vorzeit uns geistig unterlegen waren. Zum Beweis werden vornehmlich technische Innovationen sowie der Beginn des Ackerbaus angeführt. Diese „Beweise“ zeigen jedoch nur an, dass bestimmte Techniken und Produktionsweisen von Menschen nicht genutzt wurden, aber nicht, warum dem so war. So gibt es inzwischen Hinweise, dass Menschen von bestimmten Techniken, Materialien und Produktionsweisen wussten, aber sich aus unterschiedlichen Gründen dazu entschieden, diese nicht zu nutzen. In Anbetracht der vielen Probleme, die uns der industrielle Fortschritt beschert, wäre es vermessen zu behaupten, unsere Vorfahren seien noch nicht zu derlei zivilisatorischen Leistungen fähig gewesen.

 

Wir glauben auch, wir lebten im Gegensatz zu unseren Vorfahren in einer freien Gesellschaft. Formal ist das sicherlich richtig. De facto kann jedoch nicht jede/r von uns alle Freiheiten in Anspruch nehmen, die uns formalrechtlich zustehen. Sei es das Recht auf Arbeit, Wohnung oder Mobilität. Insofern sind wir abhängig von sozialen und ökonomischen Ressourcen, die den Grundstein zur Teilhabe an Freiheitsrechte bilden.

 

 

Diejenigen, die über derlei Ressourcen verfügen, mögen über diese Einschränkungen von Freiheit lächeln. Dabei übersehen sie jedoch die Zwänge, denen sie selbst unterliegen. Dazu gehört nicht zuletzt, der Zwang zur Akkumulation von Geld und Kapital und des Nichtteilens mit Mitmenschen. Selbst zur Weihnachtszeit, in welcher womöglich an Zeiten erinnert wird, in denen das miteinander teilen zum Selbstverständnis von Menschen gehörte, werden Geschenke nicht selten deshalb gemacht, um selbst welche zu bekommen. Am Ende werden wir jedoch Alle Nichts von all dem mitnehmen können. Daher beschäftige ich mich jetzt mit derartigen Fragen und suche nach Antworten in meiner Malerei des Utopischen.

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