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David Bowie zwischen Schoeneberg und Neukoelln

Vor fünf Jahren arbeiteten meine Frau, Jennifer Jennsel, und ich an einem besonderen Geschenk zum 66. Geburtstag von David Bowie: dem Bild „Bowie´s Sparkle“. Bekanntlich beschenkte er sich selbst und seine Fans mit der Single „Where are we now?“. Es ist ein wehmütig klingendes Lied, das sich auf seine Zeit in Berlin bezieht. Ich selbst schaue auch ein wenig wehmütig auf die Zeit zurück. Denn ich hatte David Bowie um ein bis zwei Jahre verpasst, da es mich erst 1979 nach Berlin verschlagen hatte.

 

Der Westteil Berlins war ein Experimentierfeld für neue Kunst im Allgemeinen und für neue Musik im Besonderen. Allerdings waren Bezirke wie Kreuzberg und Schöneberg die beliebtesten Spielorte. Die alten Arbeiterbezirke Wedding und Neukölln zogen dagegen vornehmlich männliche Arbeitsmigranten aus der Türkei an.

 

Inzwischen hat die junge Kulturszene auch den Norden Neuköllns für sich entdeckt. Wenngleich sie dabei an das „gute alte Kreuzberg“ mit der Wortneuschöpfung „Kreuzkölln“ anzuknüpfen versucht. Denn der Ruf Neuköllns ist ebenso verrucht wie der von Rixdorf, dem Bezirks also, dem wegen seines schlechten Rufs der neue Bezirksname Neukölln zugedacht worden war. Genutzt hat es bekanntlich nichts. Der schlechte Ruf blieb am Bezirk haften. Allerdings änderten sich die Gründe. War mit dem Spruch „In Rixdorf ist Musike“ auch und besonders der Rotlichtbezirk gemeint, kam dabei Kunst und Kultur nicht zu kurz. Neukölln mutierte dagegen zu einem „Problembezirk“, in dem Gewalt und Kriminalität vorherrschte.

 

 

Bowie lernte noch ein Neukölln kennen, das von der Einsamkeit türkischer Männer geprägt war. Das Instrumentalstück „Neuköln“ (mit einem l!) von David Bowie und Brian Eno klingt voller Melancholie und Verzweiflung. Zugleich scheint das Stück voller Geheimnisse, die den des Songs „Where are we now?“ in nichts nachstehen. Im Gegenteil. Die Atmosphäre der einstigen Arbeiterschlafstadt ließ sich nicht in Worte fassen. Aber wer weiß? Vielleicht sind mit „Neuköln“ ungenannte Helden verbunden.

 

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