· 

Alles im Rahmen

Sonne und Mond. Nach der nordischen Mythologie war Mani der Sohn des Riesen Mundilfari und der Bruder der Sonnengoettin Sol.
Mani und Sol, Acryl auf Baumwolle, 70 cm x 50 cm, 2019

Spätestens seit der Renaissance, der Wiederbelebung kultureller Errungenschaften der griechischen und römischen Antike, betrachten wir die Welt wie durch ein gerahmtes Bild. Seien es Gemälde, Fotos, Filme, Notebooks, Smartphones oder Tablets – wir bleiben außerhalb des Rahmens, außerhalb einer Welt, wie wir sie zu kennen glauben.

 

Sobald wir uns in den Rahmen hineinbewegen, brechen wir die Perspektive nicht etwa auf, sondern beginnen stattdessen neue Rahmen zu setzen. Zumindest würde es so in einem Film oder Video geschehen. Und nicht wenige würden sich fragen, was denn falsch daran sei. Filmisch gesehen ist daran nichts auszusetzen. Es entspricht jedoch nicht unserem räumlichen Sehen. Wir vergessen zunehmend, dass es da einen Unterschied gibt.

 

Es mag ein Witz sein. Aber es könnte auch tatsächlich so passiert sein, dass ein Fahrschüler, als er sich zum ersten Mal in einen Fahrschulwagen auf die Fahrerseite setzte, fragte, wo denn die dazugehörige App sei, um den Wagen fortzubewegen.

 

Vor mehr als 30 000 Jahren begannen Menschen in Höhlen zu malen. Dabei bezogen sie Felsvorsprünge und Erhebungen, aber auch räumliche Abstände und die Beleuchtung mit in ihre Malerei ein. Am Ende entstand so etwas wie ein frühzeitliches Welttheater: ein Abbild erlebter Natur. Womöglich entstand damit schon so etwas wie eine Alternative zur Wirklichkeit, eine virtuelle und eigens von Menschenhand geschaffene Welt: Kunst.

 

Kunst sollte aber nicht der Produktion alternativer Welten als vielmehr der Vergegenwärtigung der Tatsächlichen dienen. Momentan sind wir weit davon entfernt.

 

Vor nunmehr 50 Jahren betrat der Testpilot Neil Armstrong als erster Mensch den Mond. Es war ein Fernsehereignis, das sich vielleicht auch tatsächlich so ereignet haben könnte. Auch wenn ich an die Mondlandung glaube, meine Hand würde ich nicht dafür ins Feuer legen.

 

Die neuesten Pläne, auf den Mond zu landen, um Rohstoffe abzubauen und Siedlungen zu errichten, lassen den Schluss zu, dass eine Mondlandung bereits vor fünfzig Jahren stattgefunden hat.

 

 

Ich bin mir sicher, dass mit dem Abbau von Rohstoffen die Gravitation von Erde und Mond aus dem Gleichgewicht geraten wird. Aber es ist nicht allein das, was mich dazu bewegt, weitere Mondlandungen abzulehnen. Denn der Mond hat für mich eine magische Bedeutung, die ihm mit der Ausbeutung durch den Menschen abhanden gehen könnte. Es ist als ob wir ein wundervolles lebendiges Wesen aufschneiden, um deren Wesenheit erfassen, um dann festzustellen, dass es unumkehrbar tot ist: wie alles im Rahmen.

Kommentar schreiben

Kommentare: 0